Endlich! Endlich, haben wir auch eine Fußgängerbeauftragte

Wien wird bald eine Fußgängerbeauftragte durch die Straßen schicken, das ist schön. Einen Fahrradbeauftragten haben wir schon, Schulschwänz-, Uni-, Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte auch. Den Männerbeauftragten des Sozialministeriums gibt es seit elf Jahren, erfunden damals von FrauenministerIn Herbert Haupt. Wobei der sich dem Beauftragungstrend insofern widersetzt, als er als Leiter der männerpolitischen Grundsatzabteilung des Ministeriums zu titulieren ist.

Schade eigentlich, denn Beauftragungen haben was – vor allem Ausbaupotenzial im bundesweiten Politikbereich. Ein Niveaubeauftragter, der könnte doch einiges bewirken, etwa die Hebung des Ausdrücklichen. Da reichten ja schon minimalistische Eingriffe im buchstäblichen Sinn – und schon wäre alles viel vornehmer. Statt hodenloser Abgeordneter, die der betagte Milliardär mit Politik berufung jüngst im Hohen Haus lokalisierte, könnte man das Niveau auf bodenlos heben. Das wäre ja noch tief genug.

Fein wäre natürlich auch ein Moral- und Ethikbeauftragter, der interdisziplinär einsetzbar ist: bei Parteiprogrammerstellungen genauso wie in Aufsichtsräten, Vorständen oder, sagen wir, bei Asylwerberheim- und Internatsbetreibern.

Und wenn wir dann zu gut geworden sind für Österreich, und ganz, ganz ehrlich, dann können wir ja sogar noch einen Anstellungsbeauftragten beauftragen. Für alle, die was angestellt haben. (Renate Graber, DER STANDARD, 24.10.2012)

Soll es eigentlich in einer Großstadt jemanden geben, der nachdenkt, wie man Universitäten in das Stadtleben einbindet? Natürlich. Wie man Radfahrer fördert? Unbedingt! Wie man Fußgängern das Leben erleichtern kann? Keine Frage.
Nun wird die Hundegackerltante Beauftragte für Fußgänger. Ich finde das grenzgenial. Ich hab schon immer gefordert, wir sollten niemanden vom gemeinen Volk denken lassen. Die Politiker können das viel besser.

Eigentlich sind ja Pferde für so eine Beuftragtenarbeit viel besser. Sie haben einen viel größeren Kopf. Außerdem sind sie viel sparsamer. Um einen Sack Hafer gibts schon Ergebnisse. Sie kommen zwar hinten heraus, aber viel mehr kommt ja auch bei unseren POpulären POlitiker nicht heraus. Sie kosten nur mehr.
Unser Bürgermeister als Spritzweinbauftragter wäre nicht zu verachten. Da versteht er was davon. Die Frau Finanzstadträtin gäbe vielleicht eine gute Spiel- Beauftragte ab. Sie glaubt heute immer noch, dass ihr Ressort ein DKT Spiel mit DKT Geld ist.
Unsere grichische Sirene sollte man die Chance geben sich selbst zu verwirklichen. Als Verkehrsbeauftragte hat sie uns ja nur gezeigt, wie „DIKTOKRATIE, oder DEMOKRATUR“ funktioniert. Warum kann man nicht eine Intelligenzbeauftragte aus ihr machen. Das kostet nix, weil Intelligenz kann man nicht kaufen.

Dass Wien nun aber reihenweise „Beauftragte“ einstellt, die nur über ihre Themen philosophieren, Ansprechpartner für Betroffene sind und deren Wünsche weiterreichen, stellt eine Kapitulation der Politik dar. Denn tatsächlich verfügt die Stadt mit 100 Gemeinderäten über einen Thinktank, dessen Mitglieder genau das tun sollten. Jeder Mandatar – schon dem Wortstamm nach ein „Beauftragter“ – hat Standpunkte einzufangen, Interessen abzuwägen und dafür zu sorgen, dass die Stadt nicht an den Menschen vorbeiverwaltet wird.

In einer großzügig geförderten Parteiendemokratie kann es nicht zu viel verlangt sein, dass sich Mandatare auf komplexe Themen spezialisieren und sich eine Meinung dazu bilden. Das an Externe auszulagern zeigt, wie wenig sich die aktuelle Politik selbst zutraut. So sehr, dass man fast vermuten könnte: zu Recht.